Ferdinand Semmel - einer der ersten Phillumenisten Deutschlands
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Ferdinand Semmel (geboren 1896 in Skt. Petersburg) hatte bereits im Jahr 1943 ca 85.000 Etiketten aus aller Welt zusammengetragen. Semmel, der Lagerverwalter in einer Rüstungsfirma war, entstammte einer Artistenfamilie. Seine Verwandten brachten viele Schachteln von ihren Auslandsreisen mit und legten somit den Grundstein für die zu damaliger Zeit größte Sammlung der Welt.
Während in Deutschland noch gähnende Einheitlichkeit der Monopolhölzer die Streichholzschachteln prägten, blühten in vielen anderen Ländern reiche Bild- und Motivphantasien. Berühmte Fürsten, Bauwerke, Götzenbilder, Tiere, Landschaften, Schiffe, Witzbilder und selbst politische Parolen waren auf den Etiketten zu sehen. Zu dieser Zeit bot Japan die größte Vielfalt. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts brachten Matrosen viele Schachteln mit nach Europa, die Sammelleidenschaft begann. In Deutschland wurde die Phillumenie den damaligen KdF-Sammelgruppen angeschlossen. Die Sammelleidenschaft im Ausland war teils weniger organisiert, dafür stärker ausgeprägt. Semmel soll mit über 2000 Sammlern im Ausland in regelmäßigem Austausch gestanden haben, berichtet BVZ in ihrer Abendausgabe vom 23. Januar 1943. Im Ausland gab es zu dieser Zeit bereits Vereine und Fachzeitschriften. Wie auch heute noch ist der Anteil der Phillumenisten im Vergleich zu den Philatelisten eher bescheiden. Damals war der Geldwert der ältesten schwedischen Etiketten kaum mehr als 20 Mark, für Raritäten unter den Briefmarken nur ein bescheidener Preis.
Die Sammlung Ferdinand Semmels stellte einen kulturhistorischen Abriß der zurückliegenden Jahrzehnte dar. Ein deutsches Wachshölzer-Bild aus der Zeit des Burenkrieges zeigt den damals vielbewunderten General Cronje. Das Böhmen der Donaumonarchie, Tirol und die Südmark sind mit patriotischen Motiven vertreten. Ein Etikett mit der schwarzweißroten Aufschrift "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" entstammte dem unrühmlichsten Kapitel deutscher Geschichte. Darstellungen, die noch 50 Jahre zuvor als "gewagt" angesehen wurden, finden sich auf französischen und ungarischen Etiketten, wie z.B. eine Ballettänzerin oder eine Badeszene. Rumänien steuert ein Bild der alten Festung Cetatea Alba bei. Ein japanisches Etikett weist Einheiten der Schlachtflotte unter dem Sonnenbanner auf.
Schon damals wurden Etiketten weltweit exportiert. Einige überseeische Länder bezogen ihre Etiketten aus Österreich. Diese Export-Etiketten waren häufig goldverziert, von für die Zeit erstaunlicher Druckqualität und teilweise sogar lackiert. Kein Wunder, daß sie zu den begehrtesten Exponaten zählten. Häufig wurden Köpfe von Göttern und Monarchen oder heilige indische Stätten abgebildet. Auf einem burmesischen Etikett sieht man einen Krieger durch die Luft reiten - dieser wurde als ein orientalischer Verwandter des Däumlings mit den Siebenmeilenstiefeln angesehen.
Ferdinand Semmel starb im Jahr 1959. Seine Sammlung galt als außerordentlich umfangreich und vorzüglich geordnet. Über den Verbleib der Sammlung liegen mir keine Informationen vor. In meiner Sammlung finden sich leider nur wenige seiner Originale.